kreative Einblicke – surreal / abstrakt
HARTMUT STOCKS
Surrealismus

Theater der Nacht
Der Titel, der mir ‘86 unmittelbar nach der skizzenhaften Umsetzung meines Grundgedankens gekommen ist, scheint auf den ersten Blick paradox. Wieso Nacht und nicht Tag?
Antwort: Weil mir das Motiv bei Tage in der Nacht gekommen ist?!? Das muss es wohl sein.
Obwohl ich keine Träume als Bildmotive zulasse, jedenfalls nicht bewusst, ist es nicht auszuschließen, dass sich das ein oder andere „nächtliche Erlebnis“ in meinem Unterbewusstsein festgesetzt hat und irgendwann aus dem Verborgenen den Sprung wagt.

durchbrochene Monotonie
So entstand das Birne-Lampe-Bild. Ich saß in der Cafeteria der Schule, die ich besuchte und betrachtete eine der zahlreich aufgehängten Lampen. Plötzlich sah ich aus einer Lampe einen Ast wachsen, an dem eine Birne hing, welche von einem Licht, das aus der Lampe selbst zu kommen schien, angestrahlt wurde. Hier lag im Prinzip die Ambivalenz des Wortes Birne im Vordergrund und so suggerierte mir diese Wortverwandtschaft die Imagination meines traumhaften Motivs.

tief in mir
Tief in mir (3.4. – 16.6.89)
Das für mich wohl bedeutendste Werk, hat nach einer zweimonatigen Unterbrechung seine Fertigstellung erfahren.
Die Bedeutung, die ich diesem Bild beimesse, ist damit zu begründen, dass ich hierbei das erste Mal versucht habe mein stärkstes Gefühl visuell darzustellen.
Der Anlass zu diesem Motiv ist nicht fiktiv, sondern mehr als realitätsbezogen.
Die Umsetzung dieses Gefühls mit meinen surrealistischen Bildmitteln, lässt dieses Bild in eine Richtung einordnen, die ich als „expressiven Surrealismus“ bezeichnen möchte. Er ist mit Sicherheit der expressivste seiner Art, was auf die Einmaligkeit der Gefühlsstärke zurückzuführen ist, die diesem Bild zugrunde liegt. Eine Steigerung werde ich wohl nie erfahren, allenfalls eine Gleichstellung.
Um die Auseinandersetzung mit dem Gefühlskonflikt zu unterstützen, habe ich erstmals die Schrift zum Sujet erhoben, die ein von mir gefühltes, gedachtes Gedicht wiedergibt, welches das ganze innere Erlebnis komplettieren und kulminieren lassen soll.
Ich habe ganz bewusst, wie auch in den vom Unterbewusstsein gesteuerten Bildmotiven, eine Reduktion der Umgebung, des Hintergrunds vorgenommen, um das Zusammenspiel der bildimmanenten, bedeutungsvollen Darstellungen zu intensivieren.
Die Simplifizierung der Darstellungsweise dient als Mittel zum Zweck, dass heißt, die teilweise naive malerische Umsetzung hat die Aufgabe, die Gegenstände sich nicht über den Inhalt erheben zu lassen. Dass es sich hierbei um eine Selbstdarstellung handelt, habe ich versucht dadurch zu unterstützen, dass ich die Bildsignierung vor den Augen des Betrachters vornehmen lasse.

das Mysterium der Zeit
Hoffnungslosigkeit!
Der verzweifelte Versuch einer Metamorphose, Mensch/Kerze, auf einen doch relativ vorgeschriebenen Weg, ein Ziel zu erreichen.
Aber was ist das Ziel, vielleicht der Wunsch der Selbstverwirklichung eines Jeden?
Die Kerze, Symbol der Zeit (Vergänglichkeit), sich von ihrer Quelle, Ursprung (Geburt) entfernend und sich auf den Betrachter hin bewegend.
Diese Bewegung (Flucht aus der Zweidimensionalität = Einschränkung) auf den Betrachter zieht diesen unweigerlich ins Bildgeschehen ein und lässt ihn sich mit dem Geschehen identifizieren.
Entstehung der Bildideen
SKIZZEN
Hier eine kleine Auswahl von Skizzen, die den ersten Gedanken zu einer Bildidee sichtbar machen. Als Gegengewicht zu den vorherrschenden surrealen Sujets nimmt auch der abstrakte Gedanke seinen Platz in der Motivwahl ein.
Skulptur
SPECKSTEINARBEITEN
Meiner ersten Specksteinarbeit ging eine etwas oberflächliche Skizze voraus, in der man gerade noch den Hauptgedanken bzw. die Hauptintention erkennen kann.
Auf dem Weg zur Verwirklichung dieses Gedankens brachten mich jedoch gewisse Betrachtungsweisen und Einsichten dazu, diesen abzuändern, besser, auszubauen. Bei der groben Bearbeitung des Materials schienen mir manche Stellen weniger überflüssig als reizerzeugend, wodurch eine visuelle Reizüberflutung zustande kommt.
Viele Ecken und Flächen ließen sich zwangsweise aus der natürlichen Oberflächenbeschaffenheit und der natürlichen Formgebung des Steins ableiten.
Mein Drang neue Ausdrucksmittel zu entdecken, brachte mich dazu, mich mit dem Material intensiver auseinanderzusetzen und auf eine Art Spiel einzulassen, in dessen Verlauf sich meine Ausdrucksfreude in den Formen widerzuspiegeln schien.